Richtiges Training

Richtiges Training :

Übung macht den Meister

Richtiges Training hat nichts mit viel und langem Üben zu tun. Es sagt sich jetzt so leicht und auch wenn man den Satz mit „Richtig“ beginnt, dann stimmt er nicht immer.
Eines ist aber sicher:  Falsches Training ist ein Desaster für das Paar, denn damit beginnt der Abstieg und der Frust. Daher möchte ich (aus eigener leidvoller Erfahrung) auf das Training etwas mehr Inhalt verwenden, weil es manchmal eben lange dauert, ehe sich ein Paar gemeinsam auf das richtige Training einigen kann. Und dann muss es noch gestaltet, moderiert und geleitet werden. Richtig gelesen. Es muss jemanden geben, der die Mütze aufhat. Und das sollte derjenige / diejenige machen, der / die es am Besten kann. Und das wechselt auch schon mal.
Hier beschreibe ich unsere Vorgehensweise.

Dokumentation:

Habt ihr euch nach dem Gruppentraining hingesetzt und hat jeder aufgeschrieben, was es Neues gab und was er verstanden hat. Hat jeder dem Anderen erklärt, was er Neues gelernt hat und wie er dieses Neue umsetzen wird. Habt ihr mal versucht, eure Schritte und Bewegungen dem anderen zu erklären und hat der Partner versucht, deine Abläufe nachzutanzen?  Ausprobieren!
Und sehr hilfreich: In Zeitlupe und ohne Musik.

Vorbereitung: Was wollen wir trainieren?

Vorher einen Zeit- und Trainingsplan aufstellen ist hilfreich. Es macht keinen Sinn, eine Stunde irgendetwas zu tanzen. Das ist vielleicht gut für die Kondition, aber schlecht, wenn wir Fehler vertiefen. Also aufschreiben:

  • Was genau wollen wir trainieren?
  • Wie genau wollen wir vorgehen?
  • Wie viel Zeit wollen wir uns für diese Sequenz nehmen?
  • Wie lange soll das gesamte Training dauern?

Wir haben einen Aufhänger durch das Gruppentraining und die gefertigte Dokumentation. Wenn zum Beispiel der Außenseitliche Wechsel im Walzer ein Schwerpunkt des Gruppentrainings war, ist diese Figur auch im freien Training ein Schwerpunkt.

Frage: An welchen Stellen kommt der AW in unserer Walzerfolge vor?
Tanzen wir auf der langen Seite das Rechts- und Linkschassee?
Tanzen wir auf der kurzen Seite die Flechte und das Linkschassee? Dann können wir den AW dazwischen einsetzen.
In welchen Tänzen kommt unser AW ebenfalls vor? Slowfox und Quickstep. Sind die Abläufe gleich?

Es geht los: Aufwärmen.

Wenn man sich einmalig Aufwärm- und Dehnübungen und Bewegungen für das Aufwärmen erarbeitet und aufgeschrieben hat, gibt es keine langen Diskussionen über das Was und Wie.  Das spart Zeit und Nerven. Die „Leitung“ des Aufwärmens wechselt. Gut geplant reichen 5 Minuten aus, die Muskeln zu erwärmen und den Körper beweglicher zu machen.

Nichts stört mehr als die Musik im Training

Nicht anfassen. Fünf Minuten meditieren

Diese fünf Minuten, in denen jeder seine eigene Folge ohne Musik nach dem Aufwärmen für sich selber tanzt, gehören in jedes Training. Es ist zwar Paartanz, aber jeder sollte seine Bewegungsabläufe innerhalb der Folge alleine tanzen können. Das ist anfangs ungewohnt und sieht im Spiegel auch komisch aus, aber so ist das.  Gerade für die Damen ist es am Anfang schwer, sich ohne Führung im Raum zu bewegen. Das ist erklärbar, denn die Dame tanzt überwiegend rückwärts und sieht nicht, wohin sie tanzt.

Das Team tritt auf

Haltung

Oberlinie, Haltung und Ausstrahlung sind nach unseren Erfahrungen das Wichtigste im Paartanz. Richtige Fußarbeit sollte beherrscht werden, wird aber leider bei den Turnieren nicht immer ausreichend gewürdigt.

Auffordern (einladen),  Hand erfassen (hinsehen), andocken (Rippenbogen), rechte Hand an Schulterblatt (Dame lächelnd mit geneigtem Kopf anschauen weil sie ist es, die Traumfrau), Dame legt Hand auf Oberarm, aufspreizen (korrekte Haltung einnehmen), seitliches Einschwingen und Mitte finden und los geht es.
In dieser Reihenfolge gehören die Abläufe auch in das Training und man sollte diese Sequenz auch einige Male hintereinander trainieren, damit es im Turnier echt aussieht.

Jetzt kommt „dat Neue“

Die neue Lerneinheit aus dem Gruppentraining wird geübt. Kriegen wir sie noch hin? Wenn nicht, was haben wir aufgeschrieben?
Wenn beide der Meinung sind, dass ein Ablauf richtig ist, könnt ihr beginnen, es zu üben, damit die Abläufe „in den Hinterkopf“ wandern.  Unsere Trainerin Sybill Daute sagt immer: “ 800 mal üben, damit es im Hinterkopf ankommt“.  Wenn ihr unterschiedlicher Auffassung seid, abbrechen, Problem aufschreiben und beim nächsten Mal Trainer fragen.

Geübt wird nur:
  • richtige Körperhaltung beim Eingang,
  • die Abläufe der Figur mit richtiger Körperhaltung
  • der Ausgang in die nächste Figur (Körperhaltung, Raumrichtung)
Zerlegen: Die eigene Folge und dat Neue

Schnell kann jeder. Zeitlupe ist schwer, bringt aber viel Gewinn. Nach jeder Figur stehen bleiben und prüfen, ob sich die Haltung (richtig) verändert hat.

  • Stehen wir richtig voreinander (Innen- und Außenkreise beachtet?)
  • Haben wir seitliche Position, (Oberkörper eingedreht, Kopfgewicht )
  • Steht jeder für sich über seiner Mitte oder halten wir uns aneinander fest (Schrittgröße)
  • stehen wir richtig im Raum (abhängig von der nachfolgenden Figur)
Tanzen

Jede Kette ist so stark wie das schwächste Glied. Fluch und Segen im Paartanz ist der Partner. Und eigenartiger Weise glauben wir immer, dass unsere Partnerin das Problem ist. Das kann, muss aber nicht so sein.
Auf alle Fälle zeigt sich erst jetzt in Paarhaltung und in der Bewegung, ob jeder seinen Part beherrscht und damit das Gesamtbild stimmt. Auch jetzt immer wieder anhalten, Haltung korrigieren und weiter.

Und nun mit Musik

„Musik wird oft nicht schön empfunden, weil sie mit Geräusch verbunden). Schon Wilhelm Busch hatte das trefflich formuliert. Für einen Tänzer wird die Musik immer dann störend, wenn die Abläufe noch nicht verfestigt sind (Zu früh mit Musik üben). Dann treibt Musik und um im Takt zu bleiben, entstehen Fehler in der Ausführung. Die Musik kommt also immer erst dann dazu, wenn die Abläufe, die Folge, dat Neue, verinnerlicht sind.

Schwerpunkte setzen

FALSCH: Wir achten besonders auf die neue Figur, die Fußarbeit, die Raumrichtung, den Kopf, die Haltung und noch auf das richtige Heben und Senken.

RICHTIG: Wir achten besonders bei der neuen Figur innerhalb der Folge (siehe weiter oben Geübt wird nur:)

Gemeint ist: Der Mensch kann sich nur auf eine Sache konzentrieren, nacheinander. Wenn wir aber nach unserem Trainingsmuster bereits alle unsere Figuren zu einer Folge zusammengesetzt haben, müssen wir uns nur auf die Spezifika von „dat Neue“ (Eingang, Ausführung, Ausgang) konzentrieren

Und nun viel Erfolg. Und immer daran denken: Paarharmonie gilt auch im Training