Schrittfolgen tanzen oder freies Führen

Schrittfolgen tanzen oder freies Führen in der Tanzschule

Ich habe den Zusatz „in der Tanzschule“ bewußt ergänzt, da diese Frage für den Tanzsport nicht gestellt wird. Es gibt im Tanzsport kein entweder / oder sondern nur ein sowohl / als auch.

Beispiel: Sprechen wir von einem Fahrzeugführer, also von jemandem, der in der Lage ist, ein Kraftfahrzeug  ohne Schaden und nach den Verkehrsregeln durch den Straßenverkehr zu führen, dann wissen wir, was alles dahinter steckt. Ausbildung, eigene Fahrpraxis, Fahrzeug, Fahrzeugbedienung, Fahrzeugtechnik, Verkehrsregeln, ….

Übertragen wir dieses einfache, aber den Kern treffende Beispiel auf unser Tanzteam = Fahrzeug , bestehend aus Dame und Herr, dann wird die Problematik für den männlichen Tanzschüler schon klar:

Der Herr (also der Tanzschüler) soll

  • das (Fahrzeug)  Team (über drei Punkte verbundenes Tanzpaar)
  • nach  (Verkehrsregeln) Tanzrichtungen und Ausführungen der Figuren
  • im Rahmen der (Fahrzeugtechnik) Möglichkeiten des Teams (Tanzpaar), also z.B seine Schritte und Figuren und die Schritte und Figuren der Partnerin, Körpergröße, Schrittlänge, körperliche Konstitution,….
  • und der (Fahrpraxis) Tanzerfahrung
    richtig bedienen (Fahrzeugbedienung) führen des Teams und
  • genau das kann er, wie ein Fahranfänger, eben nicht.

Erst die Folgen und dabei zeitlich versetzt die Folgen führen lernen

Abhängig von der Frage: “ Aus welchen Gründen belegen die Teilnehmer einen Kurs?“ kann man ernsthaft mit den Teilnehmern arbeiten, oder auch nicht. Siehe auch: „Freiwillige nicht die Regel.“

Wenn das Paar einmal die Woche zum Unterricht geht, aber ansonsten nicht tanzt, vergisst es die meisten Hinweise und Schritte wieder bis zum nächsten Unterricht. Nach zweiwöchigen Ferien muss die erste Stunde wieder zum Wiederholen genutzt werden.

In den ersten beiden Grundkursen sind die Herren mit sich selbst beschäftigt und können nicht führen. Da aus meiner Erfahrung die Damen am Anfang die Tanzschritte schneller lernen als die Herren, „führen“ diese auch meistens. In den weiterführenden Kursen wandelt sich das Bild, da die Herren, in den meisten Fällen,  gut mit den Techniken und Raumrichtungen umgehen können und sich irgendwann auch als „Teamleader“ sehen.

Ist dieses  Stadium erreicht, sollten Folgen gelernt und geführt werden. Es müssen aber auch genügend „Ausweichmanöver, also weitere Schritte und Figuren“ beherrscht und geführt werden können, damit der Tanzfluss bestehen bleibt. UND: Das Paar muss an jeder Stelle der Folgen anhalten und weitertanzen können.

Der plausibelste Grund für Folgen:

Die Dame weiß, was (höchstwahrscheinlich) als nächstes kommt und kann sich ganz der Ausführung der Schritte und Figuren widmen. Der Herr bildet den Rahmen, die Dame ich das Bild.

Fazit: Es macht wenig Sinn, im ersten Grundkurs zu viel auf Technik und Haltung hinzuweisen, weil das niemand versteht oder umsetzen kann. Erst wenn sich Grundkurse entscheiden, weiter zu machen und tanzen als Hobby zu betrachten, kann mit vertiefender Technik (unser Trainer sagt immer „das Schönmachen“) begonnen werden.

Der Kurs sollte sich im Vorfeld einigen: viel oder schön

Beides geht in den ersten zwei Jahren nicht. Der Ruf nach vielen Figuren wird  meist schnell in den Kursen laut, weil einige Tanzschüler glauben, dass viele Figuren das Tanzen schön machen. Dem ist aber nicht so. Daher sollten die Kursteilnehmer so früh wie möglich dem Tanzlehrer signalisieren, was sie persönlich erwarten.
Qualifizierte Tanzlehrer werden dann ihren Unterricht entsprechend gestalten, damit alle den Spaß behalten und sich gefordert fühlen.