Was ist tanzen

Tanzen ist Leidenschaft

Tanzen ist Leidenschaft, aber auch Kulturgut. Und es gehört zum kulturellen Leben unseres Landes dazu. Die Tanzschulen und auch die Tanzsportvereine vermitteln das Tanzen für gesellschaftliche Zwecke. Dafür besucht man den Unterricht einmal die Woche, vielleicht 1 – 1,5 Stunden und lernt mindestens 10 verschiedene Tänze. Nach einem halben Jahr Unterricht kann man sich schon auf der Fläche bewegen.  Abends mit Freunden tanzen gehen, Tanz in den Mai, Silvesterball, Hochzeiten, Kirmes, Betriebsfeste, …. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen man zeigen kann:  Ja, ich kann tanzen.

Wer mehr möchte, muss auch mehr Zeit investieren und sollte eine gewisse Veranlagung für das Tanzen mitbringen. Dann wird es Sport und dafür muss man seine Tanzschule irgendwann verlassen und in einen Tanzsportverein eintreten. Es beginnt mit der Trainingsbekleidung und mit Turniervorbereitung und -training. Dazu kommen Privatstunden, freies Training in der Halle und Turniere an den Wochenenden. Das kostet mehr Zeit (im Unterschied zur Tanzschule reden wir jetzt schon von 4-5 Stunden wöchentlichem Training für meistens 5 verschiedene Tänze) und Geld.

Wer noch weiter will, kann nach der S-Klasse (Sonderklasse) in den Profibereich wechseln. Das ist aber kein Thema für startschritt.de.

Tanzen ist Sport.

Ob Hobby oder Amateur: Tanzen ist Sport. Und nicht nur körperlich, denn das Gehirn muss Höchstleistung vollbringen, wenn man in Sekundenbruchteilen Schrittfolgen und -kombinationen abrufen und umsetzen möchte. Auch als Hobbytänzer kommt man(n) im Gedränge schnell an seine Grenzen, wenn es darum geht, seine Dame durchs Gewühl zu manövrieren.

Schön sollte Tanzen aussehen

und es sollte sich für beide Tanzpartner gut anfühlen. Ein Anspruch, der sich ohne sehr viel Training nicht erfüllen lässt. “Warum lässt du mich so Scheiße aussehen”, war ein Satz, der unserem Trainer Ron schon mal über die Lippen kam, wenn er Dame tanzte und ich ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.

Es ist häufig kein böser Wille, wenn Tanzpartner sich gegenseitig behindern oder blockieren und es gibt viele Gründe dafür, wenn eine Figur nur unter Anwendung von körperlicher Kraft geling. Dann ist es aber falsch. Nur ein Beispiel:

Der Klassiker: Halbe Rechts

Bei den Tanzkursen in den Tanzschulen werden häufig nur die Tanzschritte vermittelt. “Rechts vor, links seit, rechts schließen”. Das ergibt mit “links rück, rechts seit, links schließen” dann das Quadrat des Langsamen Walzers. Wir lernten in der Tanzschule, wenn wir den ersten Schritt als Mann etwas nach rechts eindrehen, dann können wir eine viertel Rechtsdrehung machen . (Siehe auch das Video Langsamer Walzer in meiner kleinen Videosammlung für Anfänger). Das Tanzpaar macht das dann gemeinsam, indem es  Füße und Beine wie gefordert platziert. Da bei 95 % der Tanzschulpaare die gefassten Hände keine Spannung in den Armen des anderen Tanzpartners spüren, sondern die Hand des anderen nur gefasst wird, bleibt für die Führung nur noch die rechte Hand des Mannes, indem er seine Dame am Schulterblatt nach rechts zieht (soweit das mit der flachen Hand funktioniert). Wenn alles gut geht, wird die viertel Drehung vollendet.

Die Anwendung

“Zieh nicht an mir, du schmeißt mich um”. Die Augen von Ron sprühen regelrecht, wenn unser Trainer Dame tanzt und ich in der altbewährten Tanzschulmethode versuche, ihn irgendwo hin zu drehen. Was ist falsch? ImTanzsport- und Turnierbereich wird die halbe Rechtsdrehung  zwar auch mit den Füßen getanzt, aber mit dem Oberkörper bewusst eingeleitet. Und zwar während der erste Schritt nach vorne geht. Zum Oberkörper gehören auch die Arme und Hände, die einen (unter leichter Spannung stehenden) Rahmen um das Tanzpaar bilden. Eine Rotation des männlichen Oberkörpers wird durch die Verbindung der Arme,  Hände und des Rippenbogens auf den Oberkörper der Dame übertragen.  Mit dem zweiten Schritt, der auf einer Geraden dem ersten Schritt folgt, wird die Oberkörperrotation und damit die viertel Drehung beendet. Der dritte Schritt schließt zum linken Fuß, der Körper senkt ab auf rechts und der linke Fuß löst sich vom Boden, um den nächsten Schritt auszulösen. Beide Füße auf dem Boden sind beim Tanzen die Ausnahme.

Das Geheimnis wird gelüftet.

Was ist eigentlich tanzen?  Hier eine Erläuterung aus Wikipedia
Tanz (von altfranzösisch: danse, dessen weitere Herkunft umstritten ist) ist die Umsetzung von Inspiration (meist Musik und oder Rhythmus) in Bewegung. Tanzen ist ein Ritual, ein Brauch, eine darstellende Kunstgattung, eine Berufstätigkeit, eine Sportart, eine Therapieform, eine Form sozialer Interaktion oder schlicht ein Gefühlsausdruck.

Freies Führen: Je nach Philosophie einer Tanzschule werden Folgen unterrichtet oder das freie Führen gerne gesehen. Leider wird es nicht unterrichtet und so ist das freie Führen eher ein stilles Gewürge als geordnetes Einladen zu einer Bewegung. Früher habe ich die These des freien Führens auch vertreten, heute weiss ich, dass Tanzschüler das nicht können.

Folgen: Jeder kennt seinen Part. Jeder tanzt seine Schritte und Figuren, so wie es die Folge vorsieht. Und jeder kann sie alleine tanzen. Für Hobbytänzer wird es nur schwierig, wenn es eng wird und man die Folge nicht mehr weitertanzen kann. Dann hilft es, in einen definierten Pausenmodus zu gehen (kann der Grundschritt sein). Ist die Fläche wieder frei kann im Idealfall an der Stelle wieder weitergetanzt werden.

Amateure und Profis tanzen Folgen und lernen, an jeder Stelle Ausweichbewegungen anwenden zu können (in den höheren Klassen). Geführt wird alles. Der Beginn, die Folge, die Geschwindigkeit,  das Ausweichen oder Verzögern. Geschwindigkeit kann nur der Rückwärtsgehende bestimmen, indem er Raum freigibt, den der Vorwärtstanzende ausfüllt. Die Tanzpartner laden sich gegenseitig ein und unterstützen sich.

Für einen Tanzschüler der Tanzschule ist das neu. Aber genau das ist es, was den Unterschied macht und das schöne am Tanzen auch schön aussehen lässt.